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Russ Hodge – Lebenskünstler

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Am Berliner Max-Delbrück-Centrum arbeitet der US-Amerikaner Russ Hodge, der seit 35 Jahren in Deutschland lebt, als Kommunikationstrainer und Wissenschaftsjournalist. Nach einer Konferenz 2019 über besondere Tiere in der Forschung beschloss er, ein Buch zu schreiben. Er hatte so viele interessante Wissenschaftler getroffen, die über so phantastische Tiere wie Nacktmulle, Nachtigallen oder Axolotl arbeiten, dass ihm all die Geschichten nicht mehr aus dem Kopf gingen. Das Ergebnis ist ein großformatiges, farbenprächtiges Kompendium voller Lebenskünstler – Menschen und Tieren. Gleich das erste Kapitel ist kleinen, schrumpeligen Gesellen gewidmet: Nacktmullen.

Leben in einer ausgeklügelten Sozialstruktur: Nacktmulle

Die wenigen auf ihrer rosa Haut verteilten Haare dienen als Stimmgabeln, um Vibrationen aufzufangen, wenn sie durch die dunklen Gänge unter der äthiopischen Erde flitzen. In vielerlei Hinsicht faszinierende Wesen. Russ Hodge sagt: „Sie haben ihre eigene Sprache, sie können ohne Sauerstoff leben, sie kriegen nie Krebs, das ist ein Tier, das 36, 37 Jahre lebt, jedes Tier ist eine Welt für sich, ist eine Art Community von Eigenschaften, die zusammenarbeiten, um zu überleben in Harmonie mit ihrer Umwelt.“ So wie bereits seit 350 Millionen Jahren der Axolotl aus Mexiko. Übersetzt „Wassermonster“ heißt der überaus friedliebende weiße Schwanzlurch mit dem rosa Kranz aus Kiemenästen um seinen Kopf, dessen Körperteile wieder nachwachsen, wenn sie verletzt oder abgerissen werden. Die meisten Axolotl leben weltweit in Forschungslaboren, wo sie gezüchtet werden, weil sie für die Regenerationsmedizin von großem Interesse sind. In Freiheit in ihrer Heimat nahe Mexiko-City hingegen kommen sie nur noch sehr selten vor.

Ausgestattet mit erstaunlichen musikalischen Fähigkeiten: Nachtigallen

Eine andere Hauptstadt allerdings bietet beste Bedingungen für eine weitere sehr besondere Spezies: Nachtigallen. Mehr als 3000 fühlen sich in Berlin wohl und lassen die 2500 öffentlichen Parks der Stadt mit ihrem sommerlichen nächtlichen Gesang zu Freiluftkonzertsälen werden. Bis zu 200 Strophen kann das Lied einer Nachtigall umfassen. Oder sie überrascht mit ganz anderen musikalischen Fähigkeiten. Russ Hodge ließ sich darüber von der Künstlerin Ines, einer der vielen Nachtigallbegeisterten, erzählen und beschreibt es in seinem Buch: „Als sie eines Tages auf dem Weg nach Hause war, hörte sie aus einer Hecke eine Nachtigall singen. Sie sang etwas, und Ines antwortete ihr. ‚Ich brachte ihr eine Zeile aus einer Nachtigallenarie von Händel bei‘, erzählt sie. ‚Am Ende sang sie die Zeile besser als ich. Sie hatte Händel verbessert‘.“ Neben all den interessanten Fakten und Anekdoten über die Tiere gerät Russ Hodge nie die große Gefahr aus dem Blick, die für all diese Lebenskünstler besteht – von Grizzlybär über Eisfisch bis Schleiereule oder Bärtierchen. Der Autor sagt: „Die sind alle perfekt angepasst, aber dafür hatten sie Millionen von Jahren Zeit. Da wir diese Prozesse von Klimaentwicklung so beschleunigt haben, werden sie nicht mehr die Zeit haben, diesen natürlichen Prozess von Anpassung hinzukriegen.“

Phantasievolle Bildtafeln für Augen, Herz und Hirn

So berichtet Russ Hodge nicht nur viel Wissenswertes von besonderen Tieren und den Forschern, die sie in Laboren züchten und erforschen oder in freier Wildbahn aufspüren. Er zeigt auch, wie fragil ihre, unsere Welt ist. Ungemein bereichert wird der Fundus an Fakten durch die farbenfrohen Illustrationen von Kat Menschik. Sie hat sich an Dioramen von Naturkundemuseen orientiert und große, phantasievolle Bildtafeln geschaffen, auf denen in türkisblauem Wasser ein Axolotl neben einer bunten mexikanischen Totenmaske schwimmt. Oder über der rosa Nacktmulletruppe in ihrem dunklen unterirdischen Gang zwei afrikanische Frauen in bunten Kleidern unter orangefarbenem Himmel auf eine Neubausiedlung am Rande der Wüste blicken. Ein im wahrsten Wortsinne bildschön gestaltetes Buch für Augen, Herz und Hirn.
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SWR2 Kultur Aktuell

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Leben in einer ausgeklügelten Sozialstruktur: Nacktmulle

Die wenigen auf ihrer rosa Haut verteilten Haare dienen als Stimmgabeln, um Vibrationen aufzufangen, wenn sie durch die dunklen Gänge unter der äthiopischen Erde flitzen. In vielerlei Hinsicht faszinierende Wesen. Russ Hodge sagt: „Sie haben ihre eigene Sprache, sie können ohne Sauerstoff leben, sie kriegen nie Krebs, das ist ein Tier, das 36, 37 Jahre lebt, jedes Tier ist eine Welt für sich, ist eine Art Community von Eigenschaften, die zusammenarbeiten, um zu überleben in Harmonie mit ihrer Umwelt.“ So wie bereits seit 350 Millionen Jahren der Axolotl aus Mexiko. Übersetzt „Wassermonster“ heißt der überaus friedliebende weiße Schwanzlurch mit dem rosa Kranz aus Kiemenästen um seinen Kopf, dessen Körperteile wieder nachwachsen, wenn sie verletzt oder abgerissen werden. Die meisten Axolotl leben weltweit in Forschungslaboren, wo sie gezüchtet werden, weil sie für die Regenerationsmedizin von großem Interesse sind. In Freiheit in ihrer Heimat nahe Mexiko-City hingegen kommen sie nur noch sehr selten vor.

Ausgestattet mit erstaunlichen musikalischen Fähigkeiten: Nachtigallen

Eine andere Hauptstadt allerdings bietet beste Bedingungen für eine weitere sehr besondere Spezies: Nachtigallen. Mehr als 3000 fühlen sich in Berlin wohl und lassen die 2500 öffentlichen Parks der Stadt mit ihrem sommerlichen nächtlichen Gesang zu Freiluftkonzertsälen werden. Bis zu 200 Strophen kann das Lied einer Nachtigall umfassen. Oder sie überrascht mit ganz anderen musikalischen Fähigkeiten. Russ Hodge ließ sich darüber von der Künstlerin Ines, einer der vielen Nachtigallbegeisterten, erzählen und beschreibt es in seinem Buch: „Als sie eines Tages auf dem Weg nach Hause war, hörte sie aus einer Hecke eine Nachtigall singen. Sie sang etwas, und Ines antwortete ihr. ‚Ich brachte ihr eine Zeile aus einer Nachtigallenarie von Händel bei‘, erzählt sie. ‚Am Ende sang sie die Zeile besser als ich. Sie hatte Händel verbessert‘.“ Neben all den interessanten Fakten und Anekdoten über die Tiere gerät Russ Hodge nie die große Gefahr aus dem Blick, die für all diese Lebenskünstler besteht – von Grizzlybär über Eisfisch bis Schleiereule oder Bärtierchen. Der Autor sagt: „Die sind alle perfekt angepasst, aber dafür hatten sie Millionen von Jahren Zeit. Da wir diese Prozesse von Klimaentwicklung so beschleunigt haben, werden sie nicht mehr die Zeit haben, diesen natürlichen Prozess von Anpassung hinzukriegen.“

Phantasievolle Bildtafeln für Augen, Herz und Hirn

So berichtet Russ Hodge nicht nur viel Wissenswertes von besonderen Tieren und den Forschern, die sie in Laboren züchten und erforschen oder in freier Wildbahn aufspüren. Er zeigt auch, wie fragil ihre, unsere Welt ist. Ungemein bereichert wird der Fundus an Fakten durch die farbenfrohen Illustrationen von Kat Menschik. Sie hat sich an Dioramen von Naturkundemuseen orientiert und große, phantasievolle Bildtafeln geschaffen, auf denen in türkisblauem Wasser ein Axolotl neben einer bunten mexikanischen Totenmaske schwimmt. Oder über der rosa Nacktmulletruppe in ihrem dunklen unterirdischen Gang zwei afrikanische Frauen in bunten Kleidern unter orangefarbenem Himmel auf eine Neubausiedlung am Rande der Wüste blicken. Ein im wahrsten Wortsinne bildschön gestaltetes Buch für Augen, Herz und Hirn.
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